Vertrauen im Team

Vertrauen Im Team by Metakomm

Woran spürt man in Teams, dass das grundlegende Vertrauen zwischeneinander nicht ausreichend ausgeprägt ist? Wie beeinflusst das die Zusammenarbeit?

In diesem Artikel zeige ich mit einem Fallbeispiel aus meiner Praxis, welche wichtige Rolle das Vertrauen in der Teamarbeit spielt und wie die Teamarbeit läuft, wenn es an grundlegendem Vertrauen zwischen den Teammitgliedern mangelt.
Mein Beispiel ist ein wenig abgewandelt, um keine Rückschlüsse auf aktuelle Teams ziehen zu lassen.

Startsituation der Teamentwicklung:

Ich erhalte die Anfrage zu einer Teamentwicklung für ein achtköpfiges Team, das schon längere Zeit besteht. Ziel der Maßnahme ist es, die Mitarbeitenden zu mehr Kollaboration zu motivieren und die Synergien zwischeneinander auszubauen.

In einem ersten Vorgespräch berichtet mir die Teamleiterin Katrin, dass die Gruppe gut aufgestellt und eingespielt sei und sich alle recht gut verstehen. Jedes Teammitglied verfügt über eine hohe Expertise. Manchmal dauern Prozesse aber länger, weil sie sich untereinander wenig abstimmen. Es kommt vor, dass mehrere Teammitglieder parallel am Gleichen arbeiten, ohne voneinander zu wissen, oder alleine an Problemen tüfteln, die andere leicht lösen könnten.
Katrin benennt mir als Ziel der Entwicklung, dass das Team kollaborativer arbeiten und agiler werden soll.
Zwei Mitglieder sind erst in den letzten Monaten während der Pandemie in das Team gekommen. Das Onboarding verlief virtuell, wie auch die gesamte Zusammenarbeit für viele Monate. Inzwischen wechseln die Teammitglieder sich in halber Bürobesetzung ab.
Um mir ein eigenes Bild machen zu können, führe ich mit den Teammitgliedern Einzelgespräche über ihre Arbeitsweise und die Zusammenarbeit im Team.

Die Kommunikationssituation im Team:

In den Vorgesprächen mit den Teammitgliedern und erfahre ich Folgendes:

  • Im Team ist wenig Wir-Gefühl zu spüren.
  • Die Teammitglieder kommunizieren nur das Nötigste miteinander. Sie geben sich wenig Rückmeldung oder Kritik und auch keine Tipps, Ideen oder Ratschläge.
  • Sie arbeiten am liebsten allein und nicht in Kooperation. Manchmal brüten sie tagelang an einem Problem und kommen nicht weiter, fragen aber nicht die Teamkollegen nach einer Lösungsidee, weil sie nichts Hilfreiches erwarten.
  • Die Teamkommunikation geht öfters „über Ecken“, also nicht auf dem direkten, logischen Weg. Einige umgehen andere in der Kommunikation.
  • Gegenseitiges Feedback wird sich nicht gegeben. Feedback erfolgt nur im jährlichen Mitarbeitergespräch über die Führungskraft.
  • Wenn über Fehler oder Problemsituationen gesprochen wird, werden schnell externe Ursachen genannt.
  • Ist eine Person im Urlaub oder krank, so bleiben ihre Aufgaben liegen bis sie wiederkommt. Jedes Mitglied hat einen eigenen Kompetenzbereich, den die anderen nicht nachvollziehen können.

Welche Schlüsse ziehe ich als Teamentwicklerin daraus?

Für mich scheint es deutlich, dass das Team zu wenig miteinander spricht. Die Kommunikation läuft auf einer unauffälligen Ebene nicht gut.
Die wichtigsten Informationen werden ausgetauscht, sonst könnte das Team nicht zusammenarbeiten. Die Kommunikation fließt im Team aber nicht gleichmäßig. Einzelne Personen werden umgangen, Emotionales und Unausgereiftes wird nicht angesprochen und es wird kein gegenseitiger Rat gesucht. Eine wichtige Grundvoraussetzung für eine gute Kommunikation und Kooperation im Team ist das Vertrauen. Dieses scheint hier nur schwach ausgeprägt.
Ich denke, dass es, bevor sie an einer besseren Kollaboration arbeiten, wichtig für das Team ist, das Vertrauen zueinander weiter aufzubauen.

Was genau ist professionelles Vertrauen?

Sprechen wir von Vertrauen in Teams in einem Arbeitskontext, sprechen wir von einem professionellen Vertrauen.
Herrscht im Team ein gutes Vertrauen untereinander, weiß man:

  • dass es klare Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten gibt, in deren Rahmen man eigenverantwortlich agieren kann.
  • dass man einen sicheren Platz im Team hat und sich grundsätzlich auf Absprachen und das Wort der Kolleg:innen verlassen kann.
  • dass es möglich ist, Kritik sachlich und emotional zu äußern und das Gegenüber sie so nehmen kann, wie sie gemeint ist.
  • dass man nicht befürchten muss, dass Kritik persönlich genommen wird und die Beziehung danach gestört ist.
  • dass man Dinge auch mal „unsortiert“ äußern kann, dass man auch mal müde, unkonzentriert oder ärgerlich sein kann, ohne dass das im Anschluss zum Nachteil gereicht wird.
  • dass man nicht erwarten kann, dass die anderen blind alles für mich tun, also bspw., dass mir mein Teamkollege im Notfall eine Niere spendet.

Beziehungen in Teams sind grundsätzlich Arbeitsbeziehungen und nicht Freundschaften. Unser Vertrauen beruht auf den gemeinsamen Aufgaben, auf Absprachen und Verträgen miteinander.
Selbstverständlich gibt es in Teams auch freundschaftliche Beziehungen. Sie sind aber keine Voraussetzung für eine gute Teamzusammenarbeit.

Wie wichtig ist das Vertrauen für die Zusammenarbeit im Team?

Vertrauen ist die grundlegende Basis jeder guten Zusammenarbeit. Ohne Vertrauen müssten wir ständig neue Absprachen treffen, checken, ob diese eingehalten werden und kontrollieren, ob die Dinge, die ich nicht selbst tue, erledigt werden.
Patrick Lencioni, ein für die Teamentwicklung international bekannter US-amerikanischer Unternehmensberater, nennt 5 Voraussetzungen für eine gute Teamzusammenarbeit, die aufeinander aufbauen.

Schaubild Lencioni by Metakomm

Schaubild Lencioni by Metakomm

Die grundlegende Basis ist das Vertrauen, darauf baut die Konfliktbereitschaft auf, die Selbstverpflichtung, die gegenseitige Verantwortlichkeit gefolgt von der Zielorientierung.
Mangelt es im Team an Vertrauen, kann eine gute Kommunikations-, Feedback- und Fehlerkultur kaum entstehen.
Lencioni benennt analog zu diesen 5 Grundvoraussetzungen typische Kennzeichen für nicht gut funktionierende Teamzusammenarbeit, die anstelle dieser fünf wichtigen Bestandteile auftreten können.
Sie beschreiben die wesentlichen Dysfunktionen von Teams:

  • Fehlenden Offenheit statt Vertrauen
  • Künstliche Harmonie statt Konfliktbereitschaft
  • Zweideutigkeit oder Beliebigkeit statt Selbstverpflichtung
  • Niedrige Standards statt gegenseitiger Verantwortlichkeit
  • Dominanz von Status und Ego statt Zielorientierung

In meinem Beispiel-Team sehe ich vor allem die fehlende Offenheit, die künstliche Harmonie und die Dominanz von Ego, indem die Einzelnen ihre „Hoheitsgebiete nicht abgeben wollen“

Wie baut sich Vertrauen im Team auf?

In meinem Artikel „Teambuilding“ habe ich die Phasen der Teamentwicklung von Tuckman beschrieben. Tuckman geht davon aus, dass Teams verschiedene Stadien mit unterschiedlichen Herausforderungen bewältigen müssen, bevor sie in eine optimale Zusammenarbeit kommen. Während dieser Phasen entsteht optimaler Weise das Vertrauen untereinander, das die wichtige Grundlage zur Zusammenarbeit bietet. Die Phasen können hier nochmal nachgelesen werden.
Arbeitet das Team schon längere Zeit zusammen und das Forming hat nicht ausreichend stattgefunden, kann man jederzeit Team-formende Maßnahmen aufgreifen und angehen.

Teams gelingt es häufig nicht, ein Grundvertrauen miteinander aufzubauen, wenn sich für den Teambuilding-Prozess nicht genügend Zeit und Raum genommen wird. Denn das Vertrauen ist die Voraussetzung für eine offene Kommunikation, in der eigene Bedürfnisse geäußert werden können. Fehlt diese offene Kommunikation, bleiben viele Themen unausgesprochen oder werden zunächst nicht wahrgenommen. Die Wahrscheinlichkeit ist dann hoch, dass es bald zu Spannungen und Konflikten im Team kommt.

Was tun wir in diesem Team, um den Vertrauensaufbau zu verstärken?

Das Team nimmt sich in mehreren Workshops Zeit zur Verbesserung ihrer Kommunikation untereinander. Dabei stehen 3 Aspekte besonders im Vordergrund:

  1. Sich besser kennenlernen
  2. Kommunikationskultur stärken
  3. Rollen und Verantwortlichkeiten schärfen

1. Aspekt: Sich besser kennenlernen

In meinem Beispiel-Team kochen viele sehr gerne. Sie führten einmal im Monat einen gemeinsamen Kochabend ein. Dabei finden sie heraus, wer bspw. im Team Vegetarier:in ist, wer gerade das 16:8 Fasten ausprobiert usw.
Im Weiteren reserviert sich das Team regelmäßig 1-2 Stunden Zeit, um sich über weitere Aspekte der Persönlichkeiten auszutauschen, Werte und Haltungen kennenzulernen und Wünsche und Bedürfnisse an die Zusammenarbeit zu sammeln.

In dem Team in meinem Beispiel neigt Christian, einer der neuen Kollegen, zu einer flapsigen Sprache und ihm rutschen in schwierigen Situationen oft ironische Sprüche heraus. Seine Kollegin Lisa wählt ihre Worte immer mit Bedacht und fühlt sich oft nicht ernst genommen. Im besseren Kennenlernen versteht Lisa nun, dass Christian, insbesondere wenn er unsicher ist, ins Lustige geht.
Nun mag Lisa grundsätzliche flapsige Ausdrucksweisen nicht. Seit sie aber versteht, dass Christians Verhalten keine Ansage an sie ist, kann sie es besser akzeptieren und bezieht es nicht mehr auf sich.
Vertrauensbildung hat also viel damit zu tun, sich gut zu kennen.
Dieses Beispiel zeigt, dass es hilft, wenn die Kolleg:innen sich kennenlernen und verstehen, damit Verhaltensweisen nicht fehlinterpretiert werden.

2. Aspekt: Verbesserung der Kommunikationskultur

Bei der Analyse der aktuellen Kommunikationskultur im Team werden folgende Fragestellungen besprochen:

  • Was müssen wir über den jeweils anderen wissen?
  • Was wollen wir wissen?
  • Wie unterschiedlich sind wir?
  • Wie viel Small Talk wollen wir?
  • Wie viel wollen wir von uns persönlich preisgeben?
  • Wie können wir Unzufriedenheit miteinander äußern?
  • Wie gehen wir mit Fehlern um?

Wir tauschen uns dazu auf der inhaltlichen Ebenen aus und geben auch viel Feedback zur Schärfung der Selbst- und Fremdwahrnehmung. Das Feedback-Geben fällt einigen anfangs schwer. Mithilfe einer Feedback-Struktur, die ich ins Team einführe, gelingt es schnell deutlich leichter.

3. Aspekt: Klärung von Rollen und Verantwortlichkeiten

Im dritten Schritt nimmt das Team sich Zeit, um die individuellen Sichtweisen über Rollen und Verantwortlichkeiten transparent zu machen. Hierbei treten schnell unterschiedliche Auffassungen zutage und es zeigen sich an einigen Stellen Redundanzen sowie auch Themen, für die sich niemand verantwortlich fühlt.
Inzwischen ist im Team ein so offene Kommunikationsatmosphäre gewachsen, dass die Punkte sachlich und zielorientiert geklärt werden können.

Fazit

Vertrauen im Team ist die grundlegende Voraussetzung für erfolgreiche Teamarbeit. Dabei ist es wichtig zu verstehen, woraus ein professionelles Vertrauen besteht und wie es sich im Team aufbaut.
Bestenfalls nimmt ein Team sich im Teambuilding ausreichend Zeit, um sich kennen und vertrauen zu lernen. Auch wenn einzelne neue Teammitglieder hinzukommen, empfiehlt sich ein erneutes Teambuilding zum Vertrauensaufbau.
Wie im Beispiel geschildert gibt es darüber hinaus viele Möglichkeiten das Vertrauen im Team weiter zu stärken.

 

Wenn Sie an der Vertrauensbildung in Ihrem Team arbeiten möchten, helfe ich Ihnen gerne dabei.
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